Mit den Augen eines Landwirts.


Blogeintrag vom 31. Oktober 2021



Allana wächst, und wächst, und wächst

Moin liebe Leser*innen,

Allana ist mittlerweile sieben Monate alt und wiegt um die 200 Kilogramm. Doch der Reihe nach: Nachdem Allana und ihre Mutter getrennt wurden, ist Allana mit Adola in eine Doppelbox zusammengezogen. Adola ist drei Wochen älter als Allana.

Auf unserem Betrieb werden die Kuhkälber im jungen Alter zuerst in Zweiergruppen aufgezogen. Dies sorgt für den sogenannten Buddy-Effekt. Die Kälber lernen zu zweit deutlich schneller, als wenn sie alleine gehalten werden. Sie lernen schneller Raufutter, wie Frischgras und Heu, zu fressen und Wasser zu trinken.

Dies ist notwendig, damit ein Kalb nach dem Absetzen, so wird der Zeitpunkt genannt, wenn ein Kalb keine Milch mehr bekommt, nicht in ein Energiedefizit fällt. 

Seit fast vier Monaten bekommt Allana keine Milch mehr zu trinken. Bei uns bekommen die Kälber immer nach einem ähnlichen Schema Milch. Besonders viel Milch bekommen die Kälber in den ersten acht Wochen. In dieser Zeit bekommen sie oftmals so viel Milch, wie sie fressen wollen. Dies sind immer um die 12 bis 14 Liter Milch pro Tag. Kälber sind wie Babys, die besonders anfällig für Krankheiten sind. Doch ist der Bauch voll und die Verdauung funktioniert gut, ist auch das Immunsystem der Kälber gegen die Erreger ihrer Umwelt gewappnet.

Nach vier Wochen bieten wir den Kälbern bereits leckeres, feines Kälberheu und Kälbermüsli an. Hier lernen die Kälber teils spielend, anderes Futter zu fressen. So kann nach den acht Wochen intensiver Milchfütterung die Milchmenge langsam reduziert werden. So werden Woche für Woche zwei bis drei Liter fließend reduziert. Am Ende bekommen die Kälber nur noch einen kleinen Schluck Milch und fressen schon mehrere Kilo Gras und Müsli zu.

Nachdem Allana abgesetzt wurde, verblieb sie mit Adola noch ein paar Tage in ihrem vertrauten Heim. Schließlich ist es doch etwas stressig für die Kälber, keine Milch mehr zu bekommen. Aber für wen wäre es nicht stressig, wenn eine leckere Gewohnheit aufgegeben werden muss?

Die beiden Kälber sind dann nach ein paar Tagen in eine größere Gruppenbox im Stall umgezogen. Nun läuft Allana mit Adola und sechs anderen Kälbern in einer großen Gruppenbox. Hier haben die Kälber ebenfalls Zugang zu Heu und Kälbermüsli. Wer bei uns im Stall schonmal zu Besuch war, der hat auch festgestellt, dass in der Box ein Propeller an einer Kette von der Decke hängt. Dies ist für die Kälber ein Spielzeug, welches sich durch anstupsen munter bewegt.

Unsere Kälber müssen meistens enthornt werden. Dies ist eine der wenigen Arbeiten, welche überhaupt keinen Spaß bringt. Wir betäuben die Kälber und enthornen sie während der Sedierung. Danach bekommen sie Schmerzmittel. Dabei werden sie ständig beobachtet und bei einer Komplikation vom Tierarzt versorgt. Doch warum führen wir die Arbeit überhaupt durch, wenn sie uns kein Spaß bringt und in allererster Linie den Kälbern Leid zufügt? Hier sind wir wieder einmal am Punkt der Wirtschaftlichkeit. Wenn wir die Kälber nicht enthornen würden, müsste der Stall etwa dreimal so groß sein. Die Individualdistanz zwischen behornten Tieren ist deutlich höher, als die zwischen nicht behornten Tieren. Sind die Tiere behornt, können sie einander deutlich leichter verletzen, weshalb sie mehr Platz zu einander brauchen.

Aus diesem Grund haben wir vor Jahren bereits begonnen, genetisch hornlose Tiere zu züchten. Hierfür werden genetisch hornlose Bullen eingesetzt. Die genetische Vielfalt ist hier jedoch begrenzt, daher dauert es etwas, bis die komplette Herde auf Hornlosigkeit gezüchtet ist. Diesen Status versuchen wir jedoch bald zu erreichen. Bis dahin müssen wir leider noch enthornen.

Kiek ma wedder in!
Euer Torben

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