Mit den Augen eines Landwirts.


Blogeintrag vom 07. Februar 2021



Düngen ohne Plan? Von wegen!

Moin liebe Leser*innen,

wie letzte Woche kurz angesprochen, möchte ich heute auf die Düngung auf landwirtschaftlichen Höfen eingehen. Die Düngung, insbesondere mit Gülle, steht zunehmend in der gesellschaftlichen Kritik. Doch wie entscheiden Landwirte, wie sie ihre Flächen düngen? Oder überlegen sie sich morgens, wo sie denn heute Gülle entsorgen können?

Sobald ein neues Jahr anbricht, muss jeder Landwirt einen Düngebedarfsplan für Stickstoff und Phosphor für die verschiedenen Feldfrüchte, welche er auf seinen Flächen anbaut, erstellen. Der Bedarf der Kulturpflanzen ermittelt sich aus wissenschaftlichen Untersuchungen und wird durch die durchschnittlichen Erträge der jeweiligen Kulturpflanze auf dem Betrieb nach oben oder unten korrigiert. Zusätzlich werden Informationen aus Bodenproben, Zwischenfrüchten und die organische Düngung aus den Vorjahren mit einbezogen. Dabei besteht die Grenze, dass maximal 170 Kilogramm Stickstoff aus organischer Quelle, also Gülle oder Mist, pro Hektar ausgebracht werden dürfen. Eine Untersuchung von Mist oder Gülle auf ihre Zusammensetzung hin ist selbstverständlich.

Aufgrund des Düngebedarfsplans kann schon frühzeitig im Jahr ermittelt werden, wie viel mineralischer Dünger zusätzlich zur Gülle bzw. Mist benötigt wird, um den Bedarf der Pflanzen an Nährstoffen zu decken. Daher können auch rechtzeitig im Jahr die nötigen Betriebsmittel beschafft werden.

Jeder Landwirt ist bestrebt (oder sollte es sein), den erstellten Düngeplan auch umzusetzen. Wenn zu viel gedüngt wird, wird nicht nur der Umwelt geschädigt, sondern auch dem Geldbeutel des Landwirts. Wenn beispielsweise 100 Kilogramm Dünger pro Hektar zu viel verteilt werden, was im Übrigen 10 Gramm pro Quadratmeter sind, mindert sich der Gewinn pro Hektar um 10-18 Prozent. Kein Betriebsleiter möchte freiwillig der Umwelt schaden und gleichzeitig auf einen Teil seines möglichen Gewinns verzichten.

Allerdings ist ein Landwirt nicht nur davon abhängig, ob der erstellte Plan nun gut oder schlecht war. Einer der größten Faktoren für eine erfolgreiche Ernte ist das Wetter, welches wir nicht beeinflussen können. Zerstört ein Wetterereignis die Ernte, ist es schwierig die ausgebrachten Nährstoffe zu fixieren, beziehungsweise in Ertrag umzuwandeln.

Wann und wo gedüngt wird sowie welcher und wie viel Dünger ausgebracht wird, ist also keinesfalls willkürlich, sondern das Ergebnis sorgfältiger Planung auf der Grundlage wissenschaftlicher Berechnungen.

Vielleicht an dieser Stelle nochmal eine Ergänzung zu meinem Blog zum Thema  Bauernproteste, welche leider ohne mediale Beachtung in Berlin fortgeführt werden: Regulierende Eingriffe in die Düngung, zum Beispiel durch die neue Düngeverordnung, werden den individuellen Unterschieden zwischen Höfen, was die Auswahl der Feldfrüchte, Fruchtfolge, Bodenzusammensetzung etc. angeht, größtenteils nicht gerecht. Es kann zum Beispiel dazu führen, dass ein extensiv und wasserschonend wirtschaftender Betrieb durch die Regularien in seiner erlaubten Düngung weiter eingeschränkt wird, da der durchschnittliche Ertrag über die letzten Jahre den theoretischen Bedarf weiter senkt. Zusätzlich werden andere Nitrateinträge ins Grundwasser über Abwässer, Verkehr, Industrie und Energiewirtschaft in der politischen Debatte kaum diskutiert und erst recht nicht reguliert. Die Düngeverordnung, von der Politik als alleiniges Allheilmittel für Grundwasserbelastung angepriesen und auf dem Rücken der Landwirte ausgetragen, ist somit ein weiterer Kritikpunkt an der aktuellen Agrarpolitik in Deutschland.

Kiek ma wedder in!
Euer Torben

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