Mit den Augen eines Landwirts.


Blogeintrag vom 04. April 2021


Ungebetene Gäste und Streifen in der Wiese?

Moin liebe Leser*innen,

wie kommen eigentlich die Streifen im Frühling auf die Wiesen? Dieser Frage und was noch alles zur Pflege des Grünlands anstand, gehe ich im Folgenden auf den Grund. In der Woche vor Ostern war es dieses Jahr soweit: Die Witterung und die Bedingungen auf den Feldern haben es zugelassen, dass die ersten größeren Frühjahrsarbeiten erledigt werden konnten. Nach einem doch langen Winter haben wir unser Grünland fit für die Wachstumsperiode gemacht. Zu den Arbeiten gehören Dünger streuen, Wiese schleppen und walzen sowie punktuell Grassaat nachsäen.

Zum Dünger Streuen gehört natürlich wieder eine Düngebedarfsermittlung. Die Bedarfsermittlung habe ich bereits im Blog Nummer fünf vom 07.02.2021 beschrieben, falls ihr ihn noch nicht gelesen habt, schaut da gerne rein.

Neben Stickstoff habe ich noch Kalium verteilt. Dadurch, dass unsere Tiere im Stall ausschließlich auf Stroh beziehungsweise Mist laufen, haben wir wenig Möglichkeiten während der Wachstumsperiode organischen Dünger zu verteilen. Der Mist braucht etwa acht bis zwölf Wochen, bis er von Regenwürmern in den Boden gezogen wurde. Die Regenwürmer nenne ich auch gerne „die besten Mitarbeiter auf unserem Hof“. Ihre Arbeit ist für uns unersetzlich und daher versuchen wir stetig ihren Lebensraum zu bewahren und zu verbessern. Neben unserem Grünland habe ich auch auf unserer Luzerne, welche wir in diesem Jahr das erste mal überhaupt auf dem Betrieb anbauen, Dünger ausgebracht. Über die Luzerne berichte ich in den kommenden Wochen ausführlich.

Aber wie kommen den nun die Streifen ins Grünland und wozu die ganze Mühe? Bei uns wurden alle Wiesen geschleppt. Eine Schleppe hat einen stabilen Metallrahmen mit einem beweglichen Metallnetz im Rahmen. Schleppen dient zur Einebnung von Maulwurfhaufen, aber in erster Linie wird das Gras angeregt sich zu bestocken. Sich bestocken heißt, dass das Gras weitere Nebentriebe bildet und somit eine dichtere Grasnarbe bildet. Eine dichtere Grasnarbe steigert den Ertrag und sorgt für eine bessere Trittfestigkeit der Grasnarbe. Dies ist besonders wichtig, wenn unsere Kühe endlich wieder auf die Weide können, damit die Weide auch Weide bleibt und nicht kaputt getreten wird.

Die Streifen entstehen dadurch, dass das Gras jeweils in eine Richtung gedrückt wird und daher das Licht jeweils anders stark reflektiert wird.

Neben Schleppen haben wir auch Teile von Wiesen gewalzt und gestriegelt. Beim Walzen wird die Grasnarbe wieder rückverfestigt und noch etwas stärker eingeebnet als beim Schleppen. Außerdem haben wir die ausgebrachte Grasnachsaat angedrückt, damit diese besser keimt. Die Grassaat wurde mit einem Striegel ausgebracht. Ein Striegel ist sozusagen ein großer Kamm, welcher an den Fuß der Grasnarbe Samen zur Nachsaat ablegen kann.

Die Arbeiten in und mit der Natur bereiten uns immer wieder viel Spaß. Leider musste ich auch dieses Jahr wieder für mich feststellen, dass trotz einer gesteigerten Medienpräsenz und Umweltdemonstrationen, wie beispielsweise jene von „fridays for future“, die Sinne für unsere Natur teils immer noch nicht geschärft wurden.

So habe ich während der zwei Tage Schleppen fast einen kompletten Gelben Sack voll Müll gesammelt und mit hoher Sicherheit habe ich nicht allen Müll gesehen. Außerdem musste ich einige Leute, oft auch mit Hund, bitten die Wiesen zu verlassen. Ein Betreten während der Wachstumsperiode ist verboten. Hinzu kommt, dass viele von den von uns bewirtschafteten Flächen im Naturschutzgebiet liegen. Hier sollen Hunde angeleint und Wege aus gutem Grund nicht verlassen werden. Gänse befinden sich aktuell in der Paarungszeit, Vögel beginnen mit dem Nestbau, Rehe sind hochtragend und können durch Stress ihren ungeborenen Nachwuchs verlieren sowie haben Häsinnen zumeist schon das erste mal gesetzt. Die erste Häsin mit Nachwuchs konnte ich dieses Jahr auch schon erblicken. Ich denke, dass sind mehr als genug Gründe, um unsere Natur in Ruhe zu lassen.

Kiek ma wedder in!
Euer Torben

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Warenkorb
Nach oben scrollen