Mit den Augen eines Landwirts.
Blogeintrag vom 24. Januar 2021
Baummörder oder Landschaftspfleger?
Moin liebe Leser*innen,
auf einem landwirtschaftlichen Betrieb gibt es neben der Stallarbeit auch im Winter immer genug zu tun. Aktuell kümmern wir uns um pflegerische Maßnahmen rund um unsere Flächen. So haben wir diese Woche mit der Knickpflege begonnen und verschiedene, ungenutzte Zäune abgebaut. Gerade bei der Knickpflege bzw. bei der Entnahme von Bäumen, welche bei uns auf dem Hof meistens wegen Krankheiten gefällt werden, kommt es zu Konflikten.
Anfeindungen wie „Baummörder“ oder „Umweltzerstörer“ sind keine Seltenheit. Doch sind diese Anfeindungen gerechtfertigt? Im Landesnaturschutzgesetz (§ 21 Absatz 4 LNatSchG) steht geschrieben, dass ein Knick alle 10 bis 15 Jahre „auf den Stock“ gesetzt werden muss. Dies bedeutet, der Knick soll gefällt und der Landschaft entnommen werden. Aus den Baumstümpfen wachsen wieder frische Baumsprösslinge. Durch die insgesamt geringere Aufwuchshöhe des Knicks im folgendem Jahr, entsteht ein Biotop für verschiedene geschützte Vogelarten, Kleinsäugetiere und Insekten. Diese Funktion kann der Knick nicht erfüllen, wenn nur alte Bäume auf dem Knick stehen.
Bei uns auf dem Immenhof werden Bäume meistens entnommen, wenn sie von Krankheiten befallen sind. Dieses Jahr wurde an einem belebten Wanderweg eine augenscheinlich gesunde Buche gefällt. Der Baum fiel durch eine sehr geringe Hitzeresistenz und eine starke Zunahme des Totholz in der Krone auf. So verlor er während der Hitzetage im letzten August binnen weniger Tage sein komplettes Laub. Aufgrund dessen wurde der Baum untersucht und eine Pilzerkrankung im unteren Bereich des Phloem und Xylem festgestellt. Wo ein Baum gefällt wird, werden bei uns jedoch auch immer neue Bäume angepflanzt.
Deshalb sind diese Anfeindungen für uns immer äußerst unverständlich und lassen in einem das Blut auch mal hochkochen. Ein sinnloses Entnehmen von Holz aus der Landschaft spricht auch gegen unser Prinzip, dass wir mit der Natur arbeiten und versuchen so nachhaltig wie möglich zu arbeiten.
Aufgrund diesen Prinzips wurden diese Woche auch bereits die ersten Zäune abgebaut, welche in Zukunft nicht mehr benötigt werden. Die abgebauten Zäune standen in diesem Fall an Ackerland, auf dem wir keine Beweidung in Zukunft planen. Vor allem der Draht ist besonders für tieffliegende Vögel eine Gefahr, da sich hier beim Übersehen des Drahts tödliche Verletzungen die Tiere zuziehen können. Auch das wollen wir bei bestem Willen unbedingt verhindern.
Kurz gesagt: Ich hoffe mit dem heutigen Blog-Post einen Einblick in unsere Intentionen geschafft und verdeutlicht zu haben, dass wir durch unsere Vorhaben nicht nur unsere Flora fördern, sondern auch Fauna schützen wollen.
Ihr findet mich im Knick. 😉 Bis bald!
Wie schön dass du gleich den Paragraphen genannt hast. Auf „Nachbarn.de“ tauchte ein empörter Kommentar genau deswegen auf.
Knickpflege ist nicht allen ein Begriff.